1x1 der richtigen Bekleidung - Teil 2 - Wichtig ist auf dem Kopf
Seit einigen Jahren ist das Thema von Seiten der Gesetzgeber glücklicherweise eindeutig geregelt: Gibt es bei einem Fahrzeug keinen Gurt zum Anschnallen, muss ein Helm auf den Kopf. Eine sehr sinnvolle Regelung. Denn Studien haben eindeutig bewiesen, dass sich ohne Kopf nichts mehr tun lässt, nicht einmal Quad fahren. Auf was es bei der Auswahl des richtigen Kopfdeckels zu beachten gibt, verraten wir hier:
Bevor es zur Entscheidung für einen bestimmten Helm geht, steht eine Grundsatzfrage an: Soll es ein Integral-, ein Jet (Halbschalen)- oder ein Offroad- bzw. MX-Helm sein?
Ein Integralhelm ist für alle diejenigen das Richtige, die mit ihrem Quad oder ATV auf der Straße und dann meist schneller unterwegs sind. Ein Offroadhelm bietet durch sein Visier bei hohen Geschwindigkeiten zuviel Angriffsfläche. Das geht zu sehr auf die Nackenmuskulatur und kann bei Windböen extrem gefährlich werden.
Integralhelme haben im Offroad-Bereich nichts zu suchen. Dafür spielen sie beim Einsatz des Quads als Touren- oder Alltagsfahrzeug ihren Hauptvorteil aus. Dieser liegt beim hohen Sicherheitsaspekt durch den Rundumschutz der Helmschale, die mit dem Sichtvisier komplett geschlossen werden kann.
Jethelme werden (zurecht) meist mit Rollern und Stadtfahrten assoziiert (und ja, natürlich auch mit Flugzeugen, aber das tut hier nicht wirklich was zur Sache). Auch im Quadbereich sind sie dann ideal, wenn man mit dem Quad bis maximal 500ccm meist in der Stadt mit gemäßigtem Tempo fährt. Der Sicherheitsaspekt ist für diesen Bereich in Ordnung, das große Plus ist die angenehme Luftigkeit, um die lauen Sommerfahrtwinde bestmöglich um den Kiefer purzeln zu lassen. Oder so ähnlich...
Offroad-Helm und -Brille sind der natürliche beste Freund des Quad- und ATV-Fahrers. Wer sein Fahrzeug entsprechend vor allem in dessen natürlicher Umgebung in Bewegung setzt, kommt um die Schutzmütze mit dem ausladenden Kinnbereich nicht herum. Das prägende Merkmal, das Visier, dient dabei in erster Linie als Blendschutz.
Sie wissen also jetzt, in welche Helmabteilung Sie möchten. Jetzt folgt der wichtigste Schritt: Den passenden Helm zu finden. Die Betonung liegt hier ganz besonders auf passend. Der beste Helm nutzt nichts, wenn er im entscheidenden Moment verrutscht, das Sichtfeld einschränkt oder die Blutzirkulation verhindert...
Nehmen Sie sich bei der Anprobe Zeit oder nutzen Sie, haben Sie den Helm online bestellt, unser zweiwöchiges Rückgaberecht, wenn er nicht richtig sitzt. Dabei muss er folgende Checks bestehen: Check 1 - das Gefühl. Wie fühlen Sie sich mit dem Helm auf dem Kopf? Wenn das Grundgefühl nicht stimmt, nehmen Sie einen anderen (außer, das Grundgefühl liegt an Ihnen, dann kommen Sie an einem anderen Tag wieder...).
Check 2 - der Sitz. Ein Helm muss eng sitzen, aber nicht zu eng. Drücken Sie, wenn Sie den Helm an und den Kinnriemen eingestellt haben, den Helm erst nach links und rechts, dann nach oben und unten. Er darf sich dann nur wenig bewegen. Gleichzeitig darf er auch nicht zu eng sitzen, beachten Sie aber, dass er durch die im Laufe der Zeit nachgebenden Polsterungen eher noch etwas "nachgrößert". Versuchen Sie, Ihren Zeigefinger zwischen Wange und Polsterung zu stecken. Danach zwischen Stirn und Polsterung. Sie sollten maximal die Fingerkuppe dazwischenstecken können.
Passt ein Helm, sollte es Ihnen fast egal sein, was er kostet. Immer dran denken, Hirn-OP's sind teurer. Andererseits können Sie auch ruhig das günstige Modell nehmen, wenn es besser passt. Achten Sie nur darauf, dass der Helm die europaweite Prüfnorm erfüllt. Er hat dann ein Zeichen mit der entsprechenden ECE-R 22 am Riemen oder Futter.
Im High-End-Bereich trumpfen die besten Helme neben der Sicherheit mit den Punkten Gewicht und Komfort auf. Marushins Offroad-Wunder-Helm - der RS-MX - bringt kaum noch spürbare 850gr.(!) auf die Waage und ist Dank Carbonfaser trotzdem extrem sicher. Es gibt Gerüchte, Fahrer seien mit dem Helm schon schlafen gegangen und hätten es gar nicht bemerkt... Die Qualität der Polsterung (inzwischen meist entfern- und waschbar) und die Leichtigkeit, mit der der Kinnriemen geöffnet und verstellt werden kann, sind weitere Aspekte.
Bei den Offroadhelmen kommt es zudem auf die richtige Brille an. Anti-Beschlag-Beschichtung, automatische Abdunklung, Kratzfestigkeit, spezielle MX-Brillen für Brillenträger - auch hier ist die Auswahl und die Spannweite an technischen Eigenschaften groß. Ariete, Fox, Oakley, ProGrip, Scott, Smith und UVEX sind einige der Bessermarken-Hersteller.
Anhand des ProGrip-Sortiments erkennt man gut, was machbar und sinnvoll ist. Gläser in den verschiedensten Varianten (fahren Sie mal eine Brille mit orangenem Glas - sehr empfehlenswert), Abreissvisiere (kennt man von Schumi oder neuerdings den Handys...) und Roll-Offs (eine Art Sichtband, das nach Bedarf weitergedreht wird, wenn die aktuelle Sicht zu schlecht ist) bieten interessante Optionen.
Die Profis nutzen zum Beispiel während des Rennens die Roll-Offs, haben darüber aber für den extrem schmutzintensiven Start noch Abreissvisiere geklebt.
Wenn der passende Helm gefunden ist, bleiben schließlich noch folgende Punkte zu beachten: Wie alle Produkte freut sich auch ein Helm über Pflege. Für die Säuberung, Pflege und Optimierung von Visieren und Polsterung gibt es inzwischen speziell entwickelte Mittel. Spätestens nach einem Unfall oder nach unfallfreien 5-6 Jahren sollten Sie Ihren Helm aber in den Ruhestand schicken. Zum einen lassen ihn neue Techniken und Materialien dann ziemlich alt aussehen, zum anderen und viel wichtiger verliert ein Helm mit der Zeit einen Teil seiner Schutzwirkung, weil bei Helmschalen aus Polycarbonat und Polyamid das Material altert. Die inneren Polster bieten zudem nach gewisser Zeit keinen optimalen Schutz mehr und mit ziemlicher Sicherheit wird er auch designtechnisch extrem hinterherhinken.
In der kommenden Ausgabe: Teil III - Wie Plastik mein Leben rettete...
Das haben Sie schon verpasst: Teil eins - Preis und Leistung.
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